Text: Sabine Börchers / Bild: Cornelia Weißenborn
30.06.2017 | Die Kita der Katholischen Pfarrei St. Josef Frankfurt besteht seit 60 Jahren - und das am selben Ort, direkt neben der Kirche Heilig Kreuz am Ende der Wittelsbacher Allee. Am Sonntag, 2. Juli 2017, wurde deshalb nicht nur in den Räumen und auf dem großen, von alten Bäumen beschatteten Außengelände der Kita, sondern auch auf dem sonst wenig belebten Martin-Weber-Platz vor der Kirche gefeiert. „Wir verstehen uns als Teil des Stadtteils und laden alle Bewohner der Siedlung am Bornheimer Hang zu uns ein“, sagt Gerold Lutz, Kita-Koordinator der Gemeinde.
Ein runder Geburtstag ist immer eine Gelegenheit, zurückzublicken. Doch auch wenn Cornelia Weißenborn die Einrichtung seit 36 Jahren leitet, zu deren Anfängen konnte sie wenig sagen. Beim Blättern in den alten Akten fanden sie und Gerold Lutz heraus, dass es in den 1950er Jahren bereits in einer Wohnung in der benachbarten Ortenberger Straße eine erste Kindergarten-Gruppe gab. 1957 habe die Gemeinde dann festgestellt, dass Bedarf für weitere Plätze bestand und einen Flachbau neben der Kirche gebaut. Damals trug der Kindergarten noch den Namen St. Raffael. Dieser wurde später an den Namen der Kirche angepasst. „Noch heute hängt im Eingang der Kita ein Heiliger Raffael aus Metall als Schutzpatron an der Wand und erinnert an den ursprünglichen Namen“, erzählt Gerold Lutz.
Erst um einen Turnraum, dann um eine U3-Gruppe erweitert
Auf den Flachbau wurde später das Gemeindehaus aufgesetzt. Bereits in den 1950er Jahren habe es drei Gruppen mit jeweils 30 Kindern in der Einrichtung gegeben, erzählt Cornelia Weißenborn. Im Laufe der Zeit habe sich die Zahl ein wenig reduziert. Heute beherbergt die Kita insgesamt 64 Kinder. Die größte Veränderung erfuhr diese ab 2010, als das Gebäude einen modernen Anbau mit einem Bewegungsraum zum Turnen und Klettern im ersten Stock erhielt. Zudem entstand Platz für eine zusätzliche Gruppe von zehn kleinen Kindern im Alter von ein bis drei Jahren. „Die Nachfrage nach solchen Plätzen ist groß, wir wollen aktuell zwei weitere Plätze schaffen“, sagt Cornelia Weißenborn.
"Wir vermitteln christliche Werte. Es gibt ein Tischgebet und wir feiern die christlichen Feste.“
Als sie im August 1981 ihre Arbeit in der Kita aufnahm, war es noch üblich, dass nur eine Erzieherin eine Gruppe leitete und im Höchstfall eine Praktikantin an ihrer Seite hatte. „Heute haben wir im Durchschnitt 2,4 Kräfte pro Gruppe.“ Trotz des großen Personalmangels bei den Erziehern seien die Stellen alle besetzt, betont Gerold Lutz und nennt auch den Grund: „Die Atmosphäre in der Einrichtung ist sehr gut, wir hatten keine Fluktuation in den vergangenen Jahren.“ Weil die Kita-Kinder heute kulturell so bunt gemischt sind wie der gesamte Stadtteil, werde mehr auf Sprachförderung geachtet als früher. Rund 40 Prozent Kinder mit Migrationshintergrund gibt es in den Gruppen, schätzt die Leiterin. Gut ein Drittel der kleinen Kita-Besucher seien katholisch, viele evangelisch, orthodox oder muslimisch. „Für alle ist von Anfang an klar, dass wir christliche Werte vermitteln, dass es bei uns ein Tischgebet gibt und wir die christlichen Feste feiern.“ Gerade muslimische Eltern würden sich bewusst für eine konfessionelle Einrichtung entscheiden, weil dort die Wertevermittlung im Vordergrund stehe, stellt die Kita-Leiterin fest.
Cornelia Weißenborn ist in diesem Jahr übrigens genauso alt geworden wie die Einrichtung. Ans Aufhören denkt sie aber noch nicht: „Mir macht die Arbeit sehr viel Spaß, ich möchte noch ein paar Jahre weitermachen.“